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Die Geschichte des alten Bilgeriwägs
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts säumten rund 15 Wirtschaften (Gasthäuser) die heutige Alte Wollerauerstrasse und Felsenstrasse. Grund dafür war die besondere Bedeutung des Weges. Die damals mit einem stabilen Bollensteinbett ausgebaute und von Zwetschgenbäumen gesäumte „Gasse“ bildete über Jahrhunderte die wichtigste Verbindung zwischen Richterswil und Wollerau. Bereits 1807 wurde der Pfad zu einem holprigen Karrenweg ausgebaut, der weder für Pferde noch für Wagen schonend war. Dennoch nutzten ihn unzählige Pilger, die vor allem aus deutschen Regionen nach Einsiedeln unterwegs waren.
Mit dem Bau der neuen Strasse von Richterswil über Wollerau nach Schindellegi ab 1860 sowie den Bahnstrecken der linksufrigen Nordostbahn und der Südostbahn (Wädenswil–Einsiedeln und Pfäffikon–Samstagern) verlagerte sich der Pilgerverkehr innert dreier Jahrzehnte auf moderne Verkehrsmittel. Der einst lebhafte Bilgeriweg verlor an Bedeutung: Um 1920 waren nur noch drei der ursprünglichen Wirtschaften übrig. Dennoch blieb der Weg für rund 200 Wollerauer Arbeiterinnen und Arbeiter, die in Richterswiler Fabriken beschäftigt waren, die kürzeste und beliebteste Route. Bis in die 1930er-Jahre trugen sogar Schüler der Oberstufe mittags Essen für Familienangehörige und Bekannte über den Bilgeriweg nach Richterswil.
Mit der intensiven Bautätigkeit der 1970er- und 1980er-Jahre sowie dem Ausbau der Alten Wollerauerstrasse kehrte neues Leben in das Gebiet ein. Heute erinnert der neu gestaltete „Pilgerweg“ an die historische Route. Er verläuft geradlinig durch moderne Quartiere, passiert das Mühlebachtobel und führt weiter hinauf Richtung Fürti und Schindellegi. An klaren Tagen laden die Alte Wollerauerstrasse und der Pilgerweg über das Ried zu einem Spaziergang ein, der mit Panoramablicken in die Bergwelt und seewärts bis nach Zürich begeistert. Die umliegenden Wohngebiete zeigen, wie sich Wollerau vom einstigen Dorf zu einer modernen Gemeinde entwickelt hat.